Montag, 24. März 2008

Jahreszeitlicher Beitrag


Für einen guten Freund habe ich als österliche Kleinigkeit einen Hasen produziert. Kleinigkeit relativiert sich etwas, wenn man die in dem Tierchen steckende Arbeitszeit durchrechnet.
Das äußere besteht aus französischer Wolle, gestopft wurde der kleine Kerl mit Karakulwolle. Die Augen sind aus irischer Wolle.
Eigentlich hätte der Hase ein Schäfchen aus Soay-Wolle werden sollen. Nachdem ich allerdings in den letzten Wochen einen lädierten Daumen hatte konnte ich nicht spinnen. Davon abgesehen habe ich trotz radikaler Versuche bislang noch kein zufriedenstellendes Resultat bekommen bei der Entfettung der Wolle.


Sonntag, 23. März 2008

Testfärbereien 3 / Ernstfärben 1 - Birkenblätter


23.03.:

Derzeit weichen etwa 240g Birkenblätter ein, die morgen außer den üblichen Testschnibbeln auch 70cm des feinen Wollstoffs färben sollen. Die Aktion dient mehreren Zwecken: Der Stoff soll an der Blauen Nacht zu einem Kinderkleidchen verarbeitet werden; außerdem möchte ich sehen, in wie weit sich dass Grün von Birkenblättern von dem der Goldrute unterscheidet. Das Ganze wird spannend, da ich nicht wie im Rezept vorgesehen vorher Farbzüge in Gelb machen werde, sondern direkt auf grün gehen werde. Ich wüßte einfach nicht, was ich noch alles gelb färben sollte, bzw. was ich im Anschluss damit machen sollte, da gelb nicht so wirklich meine Farbe ist. Ich hoffe also das beste.
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24.03.:
150g Färbegut (130 g Wollstoff, 20 g Shetlandwolle im Vlies)
Beize: 25 g Alaun, eine Stunde gekocht
Das eingeweichte Birkenlaub wurde eine Stunde lang gekocht, anschließend abgeseiht, die Blätter in einen Lappen gebunden und mit dem Sud weitergekocht. Das Färbegut wurde eine Stunde im Sud gelb gekocht, danach wurde der Farbbeutel entfernt und dem Sud 3-4g Eisensulfat zugesetzt. Darin wurde die Wolle weitere 15-20 min gekocht.
Generell lässt sich schon jetzt sagen, daß die Birkenfärbung deutlich kräftiger wirkt als meine Goldrutenfärbung. An der Shetlandwolle sieht die Farbe recht nett aus, wie sie auf dem Stoff geworden ist kann ich erst sagen, wenn er trocken ist. Derzeit wirkt er ziemlich bräunlich, aber das kann sich noch geben.
Das Gelb ist weniger grünlich als bei der Goldrute. Direkt vergleichen kann man die Ergebnisse ja leider nicht, da es sich um unterschiedliche Mengen handelt und ich heute keinen Gelbzug gemacht habe.
Ich bin gespannt und hoffe auf das morgige Tageslicht
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25.03.:
Holla! Es ist grün!
Um ehrlich zu sein, es hat genau die Farbe, auf die ich gehofft habe. Leider kann der Photo die Intensität der Farbe kaum einfangen. Da können moderne chemische Farben einfach nicht mithalten, auch wenn man das auf dem Bild kaum sieht.



Donnerstag, 20. März 2008

Das Unterhemd - Hemd 1


15.03.08:
Inzwischen habe ich mich für Unterwäsche entschieden. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung besteht die im Mittelalter nicht zwangsweise aus einem langärmligen Hemd. Spätestens ab ca. 1400 gibt es auch eine Variante mit Trägern und einer leichten Raffung über der Oberweite. Insbesondere ab 1450 ist der Rockteil (ebenfalls mit einer Raffung) angesetzt. Aus dieser Zeit stammen zwei der bekannteren Malereien, einerseits eine Töpferin (Süddeutschland) auf einem Kartenspiel, andererseits eine sich ankleidende Medea (heute Wien). Weitere Beispiele finden sich aus Prag, Österreich und Südwestdeutschland.
In den Abbildungen findet sich dieses Kleidungsstück entweder in An- bzw. Auskleideszenen, oder als eher legere Kleidung, während andere Dargestellte nackt sind. Die Interpretation als Unterhemd ist somit gut abgesichert.

Eine Anziehhilfe in Form einer Schnürung o.ä. ist nirgends zu sehen, obwohl die Hemden am Bauch recht eng anliegen. Das Oberteil scheint so die Brüste zu stützen, allerdings darf - das hat mein Probeteil gezeigt - der Teil am Bauch nur so eng sein, daß man die Oberweite beim Anziehen durchquetschen kann.

Zugegebenermaßen bin ich derzeit unentschlossen, ob ich die Variante mit angesetztem Rockteil mache oder die durchgehende.
Photos des Probeteils folgen bei Gelegenheit (für Gelegenheit lies: wenn ich neue Batterien für die Kamera besorgt habe *g*)
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19.03.:
Mangels einer Entscheidung habe ich an "flexiblen" Teilen des Hemdes mit dem endgültigen Stück angefangen. Ich habe zwei Träger genäht (per Hand im Überwendlingsstich).
Das Leinen für das Hemd habe ich ja schon länger, und auch das Leinengarn lag nun schon viel zu lange ungenutzt herum. Übrigens ist Nähen mit Leinengarn eine interessante Erfahrung, da es eher starr ist und auch dicker als normales Garn. Immerhin beruhigt mich das Starre: mein handgesponnenes Leinen hatte auch diesen drahtartigen Touch *g*
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23.03.:
So, nachdem die Planung der oberen Schichten jetzt etwas weiter gediehen ist werde ich wohl zum eigentlichen Tragen ein eher übliches langärmeliges Hemd machen. Hemd 1 möchte ich trotzdem machen, es rutscht allerdings auf der Prioritätenliste ein gutes Stück nach hinten.

Montag, 3. März 2008

Testfärbereien: Aus weiß mach bunt, Teil 2 - Krapp


Am Abend des 2.3. wurde die nächste Runde eingeläutet: Ich habe 57g Krappwurzeln gemahlen. Sehr unauthentisch mit einer elektrischen Kaffeemühle der 70er Jahre. Das Pulver wurde dann über Nacht eingeweicht.
Die Wolle (wie beim letzten Mal neuseeländische, wenn auch diesmal weißgelbliche - 120g, ein bisschen Shetland - 20g und ein paar Fitzelchen des Wollstoffs für´s Kleid) wurden wieder mit Alaun (30g) und Weinsteinrahm (10g) eine Stunde lang gebeizt. Im Gegensatz zum Rezept werde ich die nasse Wolle hier nicht eine Woche lang rumliegen lassen. Es ist ja nur eine Testfärbung.
Die erste Färbung wurde bei 65 bis 75 °C eine Stunde lang gekocht. Der Krapp wurde - im Gegensatz zum Goldrutenkraut beim letzten Mal - einfach im Topf belassen, da Krapp bei Kontaktfärbug intensiver wird. Das kann ich voll und ganz bestätigen. Am Ende der Stunde leuchtete es mir dermaßen aus dem Topf entgegen, daß jede Feuerwehr neidisch geworden wäre. Allerdings habe ich festgestellt, daß wohl wirklich die Kontaktfärbung ausschlaggebend ist, denn schon die locker zusammengebundenen Stellen des Kammzugs haben deutlich schlechter angenommen.
Die zweite Färbung erfolgte bei 75 bis 80°C, wieder eine Stunde. Das Ergebnis war nicht so beeindruckend. Vielleicht, weil weniger Krappbrösel im Topf waren (das meiste hing in der Wolle vom 1. Zug), vielleicht hätte ich generell mehr Krapp nehmen sollen. Das Ganze erinnert mich stark an eine rote Batikhose, die ich mal hatte. Man merkt, es hätte ein leuchtendes Rot werden wollen, es hat´s aber nicht ganz geschafft. Was ich mit der Wolle mache, muss ich mir noch überlegen.
Beide Färbungen wurden im Anschluss ans Köcheln in Seifenlauge und anschließend klar gespült, sowie mit etwas Essig fixiert.
Fazit: Der erste Zug macht vom Ergebnis her den zweiten vollkommen wett, allerdings graut mir davor, die Krappkrümel aus der Wolle zu puhlen, bzw. rauszukämmen. Ich drücke mich derzeit davor.
Links der erste Zug, rechts der zweite (der wirkt allerdings auf dem Photo besser als real).