Sonntag, 28. Februar 2016

12-2: Ich habe eine Wassermelone getragen...

Beinahe wäre mein 12-12 im Februar darauf hinausgelaufen:



Diese Filzboxen gab es um den Jahreswechsel herum im Stoff & Stil für einen sehr überschaubaren Preis. Nachdem ich handarbeitstechnisch in den letzten Wochen aufgrund diverser Probleme mit der rechten Hand wieder einmal ziemlich eingeschränkt war, habe ich gestern abend einfach mal diese Packung hervorgeholt, um mich langsam ins Handnähen zurückzutasten. Zur Not hätte das dann auch ein 12-12 werden können. Dann stand ich aber heute doch da und fand das etwas arg mickrig. Es fühlte sich einfach nach "Ich habe eine Wassermelone getragen" an.

Und mein Blick fiel auf ein langjähriges Problem:



Dieser Pouf begleitet mich bereits mein ganzes Leben. Und das sieht man ihm auch an.

Es gibt Babybilder von mir mit dem Ding, als eines von nur ganz wenigen Stücken hat es meine Mutter und mich aus dem Frankenwald nach Erlangen begleitet. In den 90ern war er dann eine Weile bei meiner Oma. Nach ihrem Tod kam er wieder zurück und als meine Familie in die Fränkische zog, habe ich ihn behalten und weiter mit umgezogen. Inzwischen steht er vor meinem Sessel und dient als Fußablage oder Sitzgelegenheit am Wohnzimmertisch. Der Pouf hat also einen gewissen sentimentalen Wert. Praktisch ist er auch.

Leider hat das geschätzt ca. 50 Jahre alte Garn, das die Kunstlederteile zusammenhält, in den letzten Jahren dann doch nach und nach die Segel gestrichen. Schaut nicht schön aus und das Stroh krümelt teilweise auch raus. Verschlossen ist das gute Stück unten mit einem Reißverschluß, durch den es einmal gestopft wurde. Also alles irgendwie unkooperativ. Folglich überlege ich schon länger, wie ich das Kleinmöbel retten kann.

Ein Stoffbezug war keine Lösung. Aus irgendeinem Grund landet auf dem Ding jede Flüssigkeit, die das Wohnzimmer betritt. Dito für Leder. Dann fiel mir ein, das ich seit ein paar Jahren ein Stück dunkelbraunes Kunstleder mit recht dezentem Schlangenprint besitze. Das war einmal eine ganz liebe Beigabe zu einem Stoffkauf über das Kostümkram-Forum.

Unnötigerweise machte mir das Kunstleder allerdings immer Angst. Als ich es heute aus dem Schrank geholt habe, habe ich dann festgestellt, daß es einen leichten Stretchanteil hat und sehr viel dünner ist, als ich es in Erinnerung hatte. Damit waren zwei Probleme gelöst: Die Paßformparanoia und die große Frage, wie ich die Unterseite gestalten soll. Lange Rede, kurzer Sinn: Seitenteile länger gelassen, unten umgenäht, Schnur durchgezogen. Hält, ist leicht wieder abnehmbar, zerkratzt den Boden nicht. Alle Anforderungen sind also erfüllt. So stark glänzt das Material übrigens nur, wenn man es anblitzt.




Und von oben sieht der Pouf jetzt auch wieder deutlich netter aus. Damit sich die alte Oberfläche nicht gar so durchdrückt, habe ich die Sitzfläche mit einer Lage Restfleece vom 12-1 gedoppelt.



Der Pouf-Bezug ist nicht nur ein richtiges 12-12, er erfüllt sogar die Bedingungen für Eres Februar-Challenge. Stretchkunstleder in Schlangenprint ist definitiv etwas, das ich noch nie vernäht habe. Filz im Übrigen auch, man mag es kaum glauben.