Montag, 21. Mai 2018

Nähmarathon

Die letzten Wochen waren stoffreich.

Noch im April gab es eine braune Popeline-Testhose nach New Look 6710, die aber gerade in der Wäsche ist. Weil eh schon braun eingefädelt war, gab es dann gleich noch ein Fledermausshirt nach einem Schnitt von Stoff + Stil obendrauf. Merke: Die fallen eher locker aus. Positiv: Die Schnittteile sind bereits ausgestanzt und aus einem Material, das etwas an Vlieseline erinnert. Sehr benutzerfreundlich. Nachdem der Probestoff so etwas trist daherkam, habe ich noch ein paar Mandala-Blüten aufgedruckt.


Anfang Mai begann dann das große Testnähen. Meine Cousine hat geheiratet und für den anschließenden Sektempfang hatte mein Kleiderschrank nichts zu bieten, das zu Anlass und Jahreszeit gepasst und/ oder gefallen hätte.

Der 1. Ansatz am Maifeiertag war prompt ein reichlich demotivierender Bauchklatscher. Das Wasserfall-Shirt McCalls 6563 sieht zwar auf der Packung nett aus, aber die Größenvorstellungen kann ich nicht nachvollziehen. Der hintere Halsausschnitt allein misst über 50cm. Mir viel zu weit. Schulterfrei mit schlecht fallendem Wasserfall finde ich auch keine Option. Alles in allem schade um den Stoff. Einzig verwertbar: Die Arbeitsweise beim hinteren Halsausschnitt, in den Schrägband eingebaut wird, um Dehnungen zu vermeiden.
Knittrig und für die Tonne, aber um mal zu zeigen, wie viel zu weit das Ding war:


Frustriert habe ich mich also vom Thema Oberteil erstmal ab- und dem Thema "Hose" zugewandt. Ich will seit Jahren einen vernünftigen Hosenschnitt, aber irgendwie waren Zeit und Motivation nie ausreichend vorhanden. Aber wenn man konkrete Vorstellungen hat, was Sitz und Beinweite untenrum betrifft, wird es in den letzten Jahren zunehmend schwierig, v.a. wenn die Beinweite nichts mit skinny zu tun haben soll.

Los ging es mit Kwik Sew 2635. (Die Änderungen sieht man freilich an der Puppe nicht, aber so weiß ich später, was ich getrieben habe. ;) )
Aus dem letzten Probeteil von vor ein paar Jahren bin ich rausgewachsen, also erstmal die nächste Größe gewählt und beherzt losgelegt mit billigem Nadelstreifenmischgewebe vom Stoffmarkt. Dass ich trotz der Test-Funktion Hosentaschen gemacht habe, kann man bescheuert nennen, aber mir war klar, dass - falls es etwas wird - ich Hosen ohne Taschen selten anziehe. Wie lange ich gebraucht habe, ist definitiv indiskutabel. ;)
Untenrum war alles in Butter, aber gerade vorne war sie mir im Schritt viel zu hoch.



Also nächster Anlauf mit günstigem Halbleinen und tiefergelegtem, gleichzeitig verschmälertem Bund, etwas mehr Nahtzugabe an den Seiten und vergrößerten Abnähern hinten.
Besser, aber im Schritt hat sich noch immer irgendetwas gestaucht und der Bund war nach wie vor zu weit, wenn auch wie beim Vorgänger mit Gürtel tragbar.




Die nächste Überarbeitung mit "Pants for every body", das mir die liebe Ereneda mal empfohlen hatte und diversen Seiten im www schien dann ganz vielversprechend, aber nachdem die Zeit langsam  knapp wurde, wollte ich das petrolfarbene Leinen nicht verballern und habe nochmal eine günstige, erstaunlich lebhafte Leinenmischung vernäht, dabei vorne nochmal den Schritt gekürzt und verschmälert.
Das Ergebnis: Besser wird´s im Moment nicht.  Im Schritt passt das jetzt so.


Also Endspurt, diesmal wirklich.
Skurrilerweise scheint sich das Leinen doch wieder etwas anders zu verhalten und um den Bund ist die Hose plötzlich wieder weiter, aber daran ist jetzt auch nichts mehr zu ändern. (Okay, gut, es wäre etwas zu ändern. Aber ich mag nicht mehr. 4 Hosen in 8 Tagen reichen.)


Zwischen Hose 1 und 2 habe ich dann nachmal versucht, das Oberteil-Problem zu lösen. In der Ottobre 02/2009 fand ich das Modell Nr. 5. Statt der langen Ärmel gab es die Flatterärmel vom obenherum baugleichen Kleid. Verschmerzbaren olivgrünen Jersey hatte ich auch noch im Bestand. Passt, nur die Schultern sind mal wieder 1,5cm zu breit.


Der letzten Shirtanlauf nach Fertigstellung der petrolfarbenen Hose war von einigen Zweifeln begleitet. Der graue Viscosejersey war doch arg flimsig und klebte an allem, was darunter war, sei es nun Unterwäsche oder Rettungsring. Die Wettervorhersage machte mich auch skeptisch: Die Woche sollte kühl werden. Aber gut, probieren kann man es ja mal.
Gepasst hat das Shirt dann zwar, hat aber doch recht unvorteilhaft so manche Rundung betont, war zu kühl und v.a. auch nicht unter Jäckchen tragbar aufgrund der Flatterärmel.


Letzten Endes war dann klar, dass es obenrum wohl Kaufklamotten sein werden, also habe ich noch ganz entspannt eine Raglinde aus für mich etwas ungewöhnlicheren Farben (beere-rosa gestreift!!!) genäht.